1965 geschrieben von einem Betroffenen, nach überstandener Psychose.
Verirrt
Alltagssorgen, Nöte, Existenzangst Wer tröstet mich?
Hinter müder Stirn kreisen düstere Gedanken, die mich zu erdrücken drohen. Wahnbilder umklammern meine Seele, erheben Anspruch auf Wirklichkeit. Unheimlicher Spuk legt sich wie ein Nebel zwischen mich und meine Freunde, die mir nah sind und doch so fern. Eine veränderte Welt scheint mich zu umgeben, als deren Mittelpunkt ich mich dünke. Wer richtet mich wieder auf? Liebende Menschen geleiten mich aus der beklemmenden Dunkelheit den weiten, beschwerlichen Weg zum Lichte, der vorbeiführt an gähnenden Abgründen und sich dahinzieht durch staubige Wüsten, doch wie ein Traumwandler denke ich kaum der Gefahr. Es dämmert allmählich wie Morgenröte nach bang durchwachter Nacht. Schuppen lösen sich langsam von meinen Lidern. Ich bin mir selbst zurückgegeben, fühle die Nähte des weltenbewegenden Schöpfers.
Tränen der Seligkeit
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